Wie kann ich gerettet werden? Diese Frage haben sich die Menschen schon immer gestellt und stellen sie Gott durch die Priester, also durch diejenigen, die scheinbar mehr Erfahrung besitzen und mehr in ihrem Leben gesehen haben. Aber was versteht der Mensch unter dem Wort "Rettung"?
Wenn alles in Unordnung ist, dann scheint es unmöglich zu sein, etwas zu finden, es ist schwierig, etwas aufzubauen, alles ist falsch, alles fällt uns aus den Händen, wir nehmen das eine und verlieren das andere, wir bauen das eine und zerstören das andere. Wie können wir uns aus einer solchen Unordnung und Verwirrung retten?
Zuallererst müssen wir uns beruhigen, wir müssen wirklich wollen, dass der Herr seinen Willen für uns offenbart. Und wenn wir unser Leben in eine minimale Ordnung bringen, wenn wir anfangen, genauer hinzusehen, wie wir leben, wofür wir unsere Energie aufwenden, wo wir verlieren, wo wir gewinnen, dann werden sich viele verwirrende Fragen auf sehr einfache, logische und kurze Antworten reduzieren: Vertrauen wir Gott? Können wir Gott wirklich mehr vertrauen als unserem Verstand, unseren Stimmungen und unserem inneren Aufruhr?
Gott hat gesagt, wie man gerettet wird: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten. Und was hindert uns daran, Gott bzw. unseren Nächsten zu lieben? Die Sünde. Dann müssen wir natürlich die Sünde bekämpfen.
Können wir die Sünde aus eigener Kraft besiegen und ohne Sünde leben? Die Antwort ist eindeutig: Nein, denn die Sünde lebt in uns und unsere Natur ist von der Sünde infiziert. Sie hat unser Herz, unsere Seele, unseren Verstand, unseren Willen, unseren Körper infiziert, und deshalb brauchen wir Hilfe. Und diese Hilfe ist uns bekannt. Sie ist in Christus, und der himmlische Arzt ruft uns, die wir mühselig und schwer beladen sind. Seine Liebe genügt allen, die in Reue zu Ihm kommen.
Gott zu sehen, heißt zunächst, Gott in uns selbst zu finden, denn das Reich Gottes ist in uns. Und auf diese Worte des Evangeliums vertrauend erkennen wir, dass wir Gott in der Tat nicht ohne Seine Hilfe erblicken können.
Gott selbst offenbart uns alles. Aber er offenbart sich nicht in der Weise: "Hier habe ich es dir offenbart, nun bist du mir verpflichtet. Ich bin dein Herr und Meister. Ich werde dir sagen, wie du zu leben hast".
Gott ist still und bescheiden, sodass wir ihn manchmal nicht bemerken. Er wartet geduldig darauf, dass wir uns beruhigen und zur Vernunft kommen, dass wir aufhören zu schreien und zu fordern, zu protestieren und uns zu ärgern. Wie können wir in einem solchen Zustand vor Gott bestehen? Wie können wir Gott erblicken und nicht zugleich erblinden?
Der Apostel Paulus sagt, dass wir, egal auf welcher Stufe des geistlichen Lebens wir derzeit stehen, dieses geistliche Leben und die Gaben Gottes lediglich wie durch trübes Glas wahrnehmen können (1. Kor 13,12). Und was wird uns offenbart werden, wenn wir ohne dieses Glas den lebendigen Gott von Angesicht zu Angesicht schauen? Das ist furchteinflößend.
Wir wissen, dass, als die Mutter Gottes dem Mönch Seraphim erschien, die Schwestern, alles ehrwürdige Nonnen, niederfielen und als die Allreine Jungfrau dem Mönch Sergij von Radonesch erschien, konnte sein leiblicher Bruder Michail von Radonesch dieses Licht nicht ertragen. Auch wir wollen Gott mit unseren Augen schauen, die selbst kein Licht besitzen und wir wollen Gott mit unseren Ohren vernehmen, die jedoch nicht einmal unsere Nächsten wahrnehmen. Was für eine Demut, was für eine innere Reinheit ist nötig, um Gott zu schauen! Starez Siluan sah Gott für eine Sekunde, und diese Sekunde dehnte sich zu einem jahrzehntelangen Kampf um die Liebe aus, um das, was er gesehen hatte, nicht für immer zu verlieren. Gott zu schauen, ist eine beängstigende Sache. Es bedeutet, sich in der Folge selbst zu kreuzigen, damit unser irdisch gesinnter Mensch stirbt.