Irenäos von Lyon
Ikone - Heilung des Blindgeborenen
Dem Menschen, der von Geburt an blind war, gab der Herr nicht nur ein Wort, sondern durch eine Handlung das Augenlicht wieder; das tat Er keineswegs ohne Absicht oder zufällig, sondern er wollte auf die Hand Gottes hinweisen, die am Anfang den Menschen geschaffen hatte. … Gottes Werk ist die Erschaffung des Menschen; sie geschah durch eine Handlung nach dem Zeugnis der Schrift: “Gott nahm Schlamm von der Erde und bildete den Menschen.” (Gen 2,7) Deshalb spie auch der Herr auf die Erde und machte einen Brei und strich ihn auf seine Augen. Hiermit wies Er auf die Weise hin, in der der Mensch ursprünglich gestaltet worden war, und er offenbarte denen, die es verstehen konnten, die Hand Gottes, die aus Schlamm den Menschen gemacht hatte. Was das göttliche Schöpferwort bei der Bildung des Menschen im Mutterleib unterlassen hatte, vollendete es jetzt vor aller Augen, damit das Werk Gottes an ihm offenbar werde und wir nach keiner anderen Hand suchen sollten, durch die der Mensch erschaffen wäre, noch nach einem anderen Vater. Wir sollten erkennen, dass die Hand Gottes, welche uns am Anfang erschaffen hat, uns auch im Mutterleib schafft und dass sie uns ebenso in unserer Verlorenheit in den letzten Zeiten aufgesucht hat; sie hat nämlich ihr verlorenes Schaf wiedergefunden, auf die Schultern geladen und mit Freude uns in die Herde des Lebens zurückgeführt. …
Da wir also im Mutterleib vom Wort Gottes geformt wurden, gab eben dasselbe Wort dem, der von Geburt an blind war, das Augenlicht. … Da aber der Mensch in jener Schöpfung, die von Adam abstammte, sich von Gott abgewandt hatte und des Bades der Wiedergeburt bedurfte, strich der Herr Brei auf seine Augen und sprach zu ihm: “Geh zum Siloah und wasch dich!” Und zur gleichen Zeit gewährte Er ihm die Erschaffung des Augenlichtes und jene Neuschöpfung, die ihm durch das Wasserbad zuteil wurde. Deshalb kam der Mann nach dem Bad sehend zurück, so dass er seinen Schöpfer erkennen konnte und den kennenlernen sollte, der ihm das Leben schenkte. …
Derselbe, welcher am Anfang Adam bildete und zu dem der Vater sprach: “Lasst uns den Menschen machen nach unserem Bild und Gleichnis.” (Gen 1,26), hat sich in den letzten Zeiten den Menschen offenbart: Er schenkte dem das Sehvermögen, der seit Adam blind war.
(aus: Widerlegung der falschen Gnosis, V, 15,2-4; PG 7, 1165 f.)