Der Hl. Neumärtyrer und Bekenner Bischof Ioann (Paschin) diente Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts in der Eparchie von Mosyr und Turow. Dann folgten Verbannung und Zwangsarbeit, die letztlich mit seiner Erschießung endeten. Der 11. März 1938 wird als Datum der Massenhinrichtung einer Gruppe von Gefangenen festgehalten, zu denen auch Bischof Johann gehörte. Sein Grab ist wie das seiner Leidensgenossen unbekannt geblieben.
Dem Martyrium dieses herausragenden Dieners der Kirche Gottes ging ein Leben voraus, angefüllt mit persönlichen Leiderfahrungen und verbunden mit geistlicher Askese.
Iwan Paschin wurde am 8. (21.) Mai 1881 geboren, kurz nach der Ermordung von Kaiser Alexander II., genannt der Befreier, durch die sozialrevolutionäre Bewegung “Volkswille”. Seitdem haben historische Ereignisse ständig in sein Schicksal eingegriffen. Der Vater des kleinen Iwans war der Ortspriester und seine Mutter stammte aus einer Priesterfamilie.
Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter zu ihren Eltern in eine Siedlung im Bezirk Gomel. Der Großvater des künftigen Bischofs, Erzpriester Wasilij Sawitnewitsch, diente hier in der Hl. Nikolauskirche. Er ersetzte dem Jungen den Vater und war für ihn Vorbild und Halt in seinem Leben. Seine Ausbildung begann an der Geistlichen Schule von Sluzk und Iwan setzte sie nach Beendigung am Geistlichen Seminar in Minsk fort.
In der Zeit am Seminar lernte Iwan seine zukünftige Frau kennen, sie verliebten sich und heirateten im Jahre 1901 nach Beendigung des Seminars. Im gleichen Jahr begann der Priester Iwan Paschin seinen Dienst in der Mariä-Schutz-Kirche in der Siedlung “Krasnoje Osero”. 1903 ging sein Großvater, Erzpriester Wasilij, in den Ruhestand und Priester Iwan Paschin löste ihn als Vorsteher ab.
Während all der Jahre im kirchlichen Dienst kümmerte sich Vater Ioann sehr um die Bildung der einfachen Menschen und nicht nur um die kirchlichen, sondern auch um die weltlichen, die Allgemeinbildung.
Nachdem Vater Ioann 1909 als Vorsteher der Kirche des Hl. Georg im Dorf Prilepy im Distrikt Minsk versetzt worden war, machte er sich sofort daran, eine Schule im Dorf Isbizk zu organisieren, wo bis dahin die gesamte bäuerliche Bevölkerung ausnahmslos Analphabeten waren.
Das Jahr 1914 und der Beginn des 1. Weltkrieges brachte große Versuchungen und persönliches Leid ins Leben von Vater Ioann. Seine geliebte Ehefrau verstarb und hinterließ ihn als Witwer mit zwei minderjährigen Kindern. Doch Vater Ioann verzweifelte nicht, sondern begann im Jahre 1916 das Theologiestudium an der Geistlichen Akademie in Petrograd. Nach Schließung dieser Einrichtung im Jahre 1917 kehrte er in die Heimat zurück und setzte seinen priesterlichen Dienst fort.
Dem Metropolit Melchisedek von Minsk war schon lange dieser aktive Priester aus dem Dorf Prilepy aufgefallen. Am 7. April 1923, am Tag des Hochfestes der Verkündigung der Allerheiligsten Gottesgebärerin, weihte der Metropolit Vater Ioann (Paschin), Pfarrer der Diözese Minsk, in der Minsker Peter-und-Paul-Kathedrale in Konzelebration mit anderen Bischöfen zum Bischof von Mozyr- Turow. Wladyka Ioann lebte zunächst in Mozyr und ließ sich dann in seiner Heimat, in der Stadt Petrikow, nieder. Hier hinterließ er in der Gemeinde ein bleibendes Beispiel als „guter Hirte“.
Wladyka Ioanns Fehler war es, dass er an die Macht und den Triumph der Gerechtigkeit sowie des Gesetzes glaubte. Bischof Ioann (Paschin) nutzte die Tatsache, dass die Behörden die private Unterweisung in der Lehre Gottes und alles, was mit dem orthodoxen Glauben verbunden ist, nicht offiziell verboten hatten, Er begann, regelmäßig Kinder um sich zu versammeln, mit ihnen Kirchenlieder zu lernen und lehrt sie den orthodoxen Katechismus, das Gesetz Gottes.
1926 wurde Wladyka Ioann zum ersten Mal verhaftet und im September 1926 zu drei Jahren Verbannung in das Gebiet Syrjansk verurteilt. Dort wie auch an anderen Orten seines bischöflichen Dienstes setzte er seine unermüdliche seelsorgerische Arbeit für die einfachen Bewohnern auf dem Lande fort.
Bischof Ioann (Paschin) wurde Ende August 1932 in Untersuchungshaft genommen, und die Behörden beschuldigten ihn und andere "Kirchenmänner", gegen die Gründung von Kolchosen zu hetzen. Am 7. Dezember 1932 verurteilte man Bischof Ioann zu zehn Jahren Konzentrationslager.
Wladyka durchlief mehrere Lager und wurde schließlich in das Lager von Uchta in der Autonomen Republik Komi geschickt. Dieser Ort wurde zur letzten irdischen Leidensstätte des Märtyrerbischofs.
Beim Jubiläumskonzil der Russisch-Orthodoxen Kirche im August 2000 wurde Bischof Ioann (Paschin) als Neumärtyrer und Bekenner Russlands verherrlicht. Seiner wird mehrmals im Jahr gedacht: am Tag seines Todes (11. März, neuer Stil), am Fest der Neumärtyrer und Bekenner Russlands, sowie am Fest Allerheiligen der Kursker Eparchie (Diözese).
*Polesien ist eine historische Landschaft in Polen, Belarus, der Ukraine und Russland, die sich als ein Streifen Tiefland zwischen den Flussgebieten des Bug und Prypjat darstellt und sich östlich des Dnepr bis nach Russland hinein fortsetzt.